Das Auswahlverfahren beim Kongress Armut und Gesundheit 2025

Das Programm für den Kongress 2025 wird entlang der fünf Handlungsfelder der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung konzipiert (Ottawa-Charta, 1986).

  • Für jedes Handlungsfeld wurden durch das Kongress-Team fachlich ausgewiesene Programmkomitees  berufen, die die eingereichten Beiträge inhaltlich bewerten und ein stimmiges Programm zum jeweiligen Handlungsfeld erarbeiten. In den Programmkomitees sind die Expertisen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Sozialversicherungsträgern, Bundes- und Landesbehörden sowie von Menschen mit Armutserfahrungen vertreten. 
  • Die Zusammenstellung von Einzelbeiträgen zu einem Fachforum oder einem Workshop erfolgt ebenfalls durch die Programmkomitees.
  • Die Entscheidung über die Annahme oder Ablehnung der Beiträge erfolgt im Herbst per E-Mail.
  • Für die Auswahl der Beiträge orientieren sich unsere Programmkomitees an festgelegten Kriterien
  • Aufbauend auf den Empfehlungen der Programmkomitees stellt das Kongress-Team zum Jahresende 2024 das Kongressprogramm zusammen.

Formale Auswahlkriterien:

  • Die Beiträge enthalten keine Produkt- oder Firmenwerbung.
  • Das Abstract ist vollständig.
  • Das Abstract ist verständlich und klar strukturiert.
  • Kriterium der Vielfalt: Bei der Besetzung des Podiums wird auf eine Vielfalt der Perspektiven geachtet (wie kulturelle Diversität, Gendersensibilität).

Inhaltliche Auwahlkritierien:

Die Auswahlkriterien werden zum kommenden Kongress gewichtet, entlang ihrer Relevanz für die Zielsetzung des Kongresses Armut und Gesundheit 2025. Dies entspricht der unterschiedlichen Bedeutung und der realistischen Möglichkeit Beiträge mit diesem Fokus zu erhalten. Die Angabe der Gewichtung finden Sie direkt unter dem jeweiligen Kriterium. Die Gesamtempfehlung für einen Beitrag durch die Mitglieder der Programmkomitees erhält eine Gewichtung von 21%. Alle weiteren Kriterien und Gewichtungen finden Sie hier:

Kriterium 1: Bezug zu Armut und Gesundheit

(Gewichtung 20%)

„Menschen mit niedrigem Sozialstatus sind vermehrt von chronischen Krankheiten, psychosomatischen Beschwerden, Unfallverletzungen sowie Behinderungen betroffen. Sie schätzen ihre eigene Gesundheit schlechter ein und berichten häufiger von gesundheitsbedingten Einschränkungen in der Alltagsgestaltung (Robert Koch Institut)“.

Die gesundheitliche Lage von Menschen wird durch unterschiedliche Einflussfaktoren (Determinanten) bestimmt und geformt. Diese Determinanten umfassen sowohl biologische Faktoren (Alter, Geschlecht, …), als auch umfangreiche Aspekte, die außerhalb des Körpers liegen (Erwerbsstatus, Wohnsituation, ...). Sie sind im Sinne sich gegenseitig beeinflussender Faktorengruppen zu verstehen. Zu nennen sind hier vor allem das Gesundheits- oder Risikoverhalten, die Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie soziale, politische und ökonomische Determinanten der Gesundheit. Sie gemeinsam bestimmen das Ausmaß der Möglichkeiten für Gesundheit und die Wahrscheinlichkeit für Krankheit und vorzeitigen Tod (Leitbegriffe BZgA).

Der Kongress Armut und Gesundheit möchte den Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit in die Öffentlichkeit tragen und versteht sich als Plattform für Diskussionen um den Abbau der daraus entstehenden Ungleichheiten in Gesundheitschancen. Daher ist die Frage entscheidend, ob das eingereichte Abstract den Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit thematisiert.

Kriterium 2: Bezug zum diesjährigen Kongressthema 

(Gewichtung 15%)

Wir möchten auf dem Kongress Armut und Gesundheit 2025 dazu aufrufen, gemeinsam an der Schnittstelle von Gesundheit und Demokratie zu arbeiten und innovative Ansätze zu entwickeln, um gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern und eine gerechtere und gesündere Gesellschaft zu schaffen. Als Gesamtstrategie brauche es hierfür positive Zukunftsbilder: „Wir brauchen die guten Geschichten!“ forderte Alena Buyx in ihrer Keynote auf dem Kongress 2024 (Kongress Armut und Gesundheit 2024). Dafür böte es sich an, die Themen Gesundheit und Klima miteinander zu vereinen und dabei die „soziale Gerechtigkeit und ökologische Schutzfrage nicht gegeneinander auszuspielen, wie Maja Göpel es in Ihrer Keynote 2023 postulierte. (Kongress Armut und Gesundheit, 2023b). Die multiplen Krisen unserer Zeit bieten die Chance, eine Transformation hin zu einer klimaverträglichen, ressourceneffizienten und gerechten Gesellschaft kraftvoll anzupacken“ (Diskussionspapier Kongress Armut und Gesundheit 2025).

Der Kongress Armut und Gesundheit hat jedes Jahr ein Motto, das den inhaltlichen Rahmen für die programmatische Umsetzung bietet. Für das Kongressjahr 2025 lautet das Motto: „Gesundheit fördern, heißt Demokratie fördern“ und nimmt dabei Gelingensfaktoren für die sozialökologische Transformation in den Blick. Für die Auswahl ist relevant, ob das eingereichte Abstract einen Bezug zum thematischen Schwerpunkt des Kongresses 2025 hat.

Kriterium 3: Berücksichtigung ressortübergreifender und intersektoraler Perspektiven (‚Health in All Policies‘ und ‚Multilog‘)

(Gewichtung 14%)

„Die Verantwortung für Gesundheitsförderung liegt (...) nicht nur bei dem Gesundheitssektor, sondern bei allen Politikbereichen (...) (Ottawa Charta, Weltgesundheitsorganisation 1986).“Eine Alleinstellung des Kongresses Armut und Gesundheit ist die einzigartige Zusammensetzung seiner inhaltlich Beteiligten, den Referierenden und Moderierenden sowie seiner Teilnehmenden. Der Kongress bringt Studierende, Projektpartner*innen, Vertreter*innen von Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden, Wissenschaft, Politik, Krankenkassen, Wirtschaft sowie Expert*innen aus Erfahrung in den Austausch. Die Veranstalter*innen sprechen hier von einem „Multilog“ (Selbstverständnis Kongress Armut und Gesundheit 2023).

Mit Blick auf die vielfältigen Einflussfaktoren, die den Gesundheitszustand der Menschen beeinflussen (vgl. Kriterium 1 „Bezug zu Armut und Gesundheit“) wird deutlich, dass auch die Bewältigung gesundheitlicher Ungleichheiten (zum Beispiel durch Strategien der Gesundheitsförderung) ressortübergreifende und intersektorale Perspektive und Anstrengungen beinhalten sollten.

Gesundheit in allen Politikfeldern zu verankern, ist eine Strategie, die unter dem Begriff ‚Health in All Policies (HiAP)‘ eingeführt wurde (Weltgesundheitsorganisation). Diese Strategie sieht vor, dass Gesundheit als fester Bestandteil in allen politischen Entscheidungen zu berücksichtigen ist, durch ressort- sowie politikfeldübergreifende Zusammenarbeit.

Der Kongress Armut und Gesundheit unterstützt den HiAP-Strategieansatz, um Ungleichheiten in Gesundheitschancen begegnen zu können. Daher ist für die Auswahl relevant, ob das eingereichte Abstract Ansätze für eine ressortübergreifende und intersektorale Zusammenarbeit vorstellt und ob diese sogar in Richtung einer gesundheitsförderlichen Gesamtpolitik (HiAP) weisen?

Kriterium 4: Relevanz (und Aktualität) des Beitrages

(Gewichtung 10%)

„Der Kongress (Armut und Gesundheit) ist die Public Health-Veranstaltung in Deutschland. Seine Akteur*innen sensibilisieren für den Zusammenhang von Armut und Gesundheit und bringen diesen in die Öffentlichkeit ein. Mit der stetigen Perspektive auf Ungleichheit findet eine nachhaltige Verankerung des Themas Armut im öffentlichen Diskurs von Public Health statt sowie die Besetzung des Themas Gesundheit im Diskurs zu Armut. Auch in Zeiten, in denen verschiedene Krisen (Pandemiegeschehen, Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, Klimakrise) auf der politischen Agenda priorisiert werden, wird diese Perspektive beibehalten. Der Kongress übernimmt so auch Anwaltschaft für Menschen mit Armutserfahrungen und für den Zusammenhang von Armut und Gesundheit (Selbstverständnis Kongress Armut und Gesundheit)“.

Damit eine nachhaltige Verankerung im Diskurs stattfinden kann und um Wiederholungen zu vermeiden, wird auf die Relevanz der Beiträge geachtet. Diese ergibt sich entweder:

aus der Aktualität des Beitrags (z.B. neue wissenschaftliche Erkenntnisse; aktuelle Erfahrungen aus der Praxis; Diskussion gegenwärtiger/ zukünftiger Herausforderungen),
der Notwendigkeit einer wiederkehrenden Thematisierung der Problemlage (unzureichende Berücksichtigung im Diskurs oder in politischen Entscheidungen) und/ oder
durch den Innovationsgrad des Beitrags (neue Perspektive auf bereits bekannte Themen).

Wie hoch ist die Relevanz des eingereichten Abstracts, um dieses Ziel zu erreichen?

Kriterium 5: Berücksichtigung der Perspektiven von strukturell benachteiligten Menschen

(Gewichtung 14%)

„Die Akteur*innen des Kongresses eint die Vision, dass alle Menschen ein selbstbestimmtes und gesundes Leben führen können, so wie es entlang der Ottawa Charta aufgezeigt wird. Es braucht eine Public Health-Strategie und -Struktur für Deutschland, die die Situation von Menschen in schwieriger sozialer Lage konsequent miteinschließt (Selbstverständnis Kongress Armut und Gesundheit)“.

Der Kongress Armut und Gesundheit versteht Menschen mit Armutserfahrungen als Experter*innen ihrer Lebenswelten. Den Veranstalter*innen ist es ein Anliegen, ihre Belange in den Mittelpunkt der Diskussionen zu stellen und - wann immer möglich und sinnvoll - sie selbst hieran zu beteiligen. Welchen Beitrag leistet das eingereichte Abstract, um dieses Ziel zu erreichen?

Kriterium 6: Transfer von wissenschaftlicher Evidenz zu praktischer Umsetzung und/oder von praktischer Umsetzung zu wissenschaftlicher Evidenz

(Gewichtung 6%)

„Surveillance ist eines der zentralen Public-Health-Aktionsfelder, die die Weltgesundheitsorganisation definiert hat. Die Erfassung von Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten und die Gesundheitsberichterstattung geben daher nicht nur auf Bundes- und Landesebene, sondern auch in den Kommunen wichtige Impulse für die Planung von Gesundheitsförderung und Prävention (Robert Koch Institut)“.

Der Kongress Armut und Gesundheit möchte einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, aus Daten auch Taten folgen zu lassen. Hierzu ist ein Austausch zwischen wissenschaftlicher Evidenz und praktischer Umsetzung (z.B. durch Politik, Zivilgesellschaft...) zentral. Gesundheitsförderliche Praxis sollte sich an evidenzbasierten Kriterien orientieren, wie denen des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit. Wissenschaft sollte sich enger an den Bedarfen der Praxis orientieren und Ansätze zur gemeinsamen (sowohl quantitativen als auch qualitativen) Forschung unterstützen. Partizipative Forschungsansätze sind hierbei von besonderem Interesse, da sie Menschen mit Armutserfahrungen in ihrer Lebensweltexpertise anerkennen und unterstützen.
Welchen Beitrag kann das eingereichte Abstract leisten, um dieses Ziel zu erreichen?

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